Zeitplan und Entstehung einer Fondant Torte



"Wie stellt man Motivtorten in kurzer Zeit und trotzdem zufriedenstellend her?"

Das war eine der Fragen, die ihr mir neulich gestellt habt. Ich weiß zwar nicht, ob ein Chaosmensch wie ich der richtige Ansprechpartner ist, aber ich versuche mal, die Frage zu beantworten.


Letztes Wochenende hat mich eine Freundin gefragt, ob ich eine Torte zur Konfirmation für ihr Patenkind backen könnte. Ein Foto hatte sie natürlich auch schon parat. Und zwar sie sich nicht die übliche Buchtorte gewünscht, sondern eine Fondant-Torte in weiß und lila.

An sich freue ich mich ja immer, wenn ich einen Anlass zum Backen finde, nur der zeitliche Rahmen war diesmal sportlich. Bereits dieses Wochenende hat die Konfirmation stattgefunden.

Also musste die ganze Torte natürlich im Eiltempo geplant und gebacken werden. Ich habe sofort das Fondant bestellt, damit es noch rechtzeitig ankommt.




Die Skizze gab es dann am Tag darauf, da haben wir auch die Füllungen besprochen. Einkaufen war ich dann am Tag drauf.

Diesmal wollte ich die Torte an einem einzigen Tag machen. Sonst nehme ich mir oft 2-3 Abende, aber ein ganzer freier Tag sollte ja auch genügen...


Zeitplan einer Fondant-Torte:

08:00 Ich stehe (ungern) auf. Zu einer Tasse Kaffe gehe ich im Kopf nochmal den Ablauf durch. Die Uhr tickt.




09:00 Ich richte meine Backformen raus, stelle alles bereit und fange tiefenentspannt mit dem Teig für den ersten Boden an.

09:15 Der erste Boden ist im Rohr. Ich mache wieder "klar Schiff".

09:40 Ich kontrolliere den Backfortschritt und entferne das nasse Handtuch von der Form.

10:00 Der erste Boden ist fertig.

10:15 Der zweite Boden geht ins Backrohr, während der erste auskühlt.

10:40 Beim Check merke ich, dass die Form etwas ausgelaufen ist. Sch...eibenkleister! Die war neu! Dem Hersteller werd ich defintiv was husten!

11:00 Der zweite Boden ist fertig.

11:15 Der dritte und vierte Boden teilen sich den Ofen.

11:30 Alles läuft bisher wie geplant.

11:50 Alle Böden sind fertig und kühlen aus.




12:00 Mein Mann streckt den Kopf durch die Tür und fragt, wann es Mittagessen gibt.

12:30 Das Essen steht auf dem Tisch.

13:00 Ich fahre schnell ins übernächste Dorf, um frische Erdbeeren für eine der Füllungen zu kaufen.

14:00 Jetzt ist aber wirklich alles da. Ich mache die Ganache. Die muss ja fest werden.

14:15 Ich mache das Lemon Curd. 

15:00 Ich frage mich, ob ich die Füllungen nicht vielleicht doch zuerst hätte machen sollen...

15:30 Ich brauche die erste Nervennahrung und nehme dann die Kuchenböden aus den Fomen. Die ausgelaufene macht Probleme.

16:00 Die Küche schaut nicht mehr ganz sauber aus... Ich teile die großen Böden, führe meinen "Qualitätstest" durch und bestreiche den untersten Boden mit Erdbeermarmelade. Der zweite Boden wandert darauf.

16:15 Ich schlage die Vanille-Buttercreme auf und bestreiche den zweiten Boden.

16:30 Die Erdbeerfüllung verhält sich anders als gewollt und klumpt. Menno. Mein Mann fragt, wann es Abendessen gibt und wird sofort zurück ins Arbeitszimmer verbannt.

16:45 Die zweite Erdbeerfüllung ist jetzt prima. Ich bestreiche den letzten Boden und Deckel drauf. Der Kuchen wandert in den Kühlschrank.

17:00 Es gibt Abendbrot. Mein Mann fragt, wie ich im Zeitplan liege. Ich erzähle ihm, dass es schon passt, weil die Deko ja nicht so aufwändig wird. (Eigentlich mpüsste ich es inzwischen ja besser wissern.)

17:30 Das Lemoncurd ist noch nicht ganz fest, aber ich riskiere es und bestreiche den ersten kleinen Boden.

17:45 Die Zitronen-Buttercreme wandert auf den zweiten Boden, Deckel drauf, Kuchen in den Kühlschrank.

18:00 Ich lese ein wenig, die Kuchen müssen ja fest werden.

19:00 Ich kontrolliere die Standfestigkeit und beschließe, der Sache noch ein halbes Stündchen zu geben.

19:30 Ich entferne die Tortenringe und bestreiche den großen Kuchen mit Erdbeer-Ganache, den kleinen mit Zitronen-Buutercreme.







20:00 Beide Kuchen stehen im Kühlschrank zum festwerden. Ich frage mich, was wohl im Fernsehen kommt.

20:30 Ich überziehe das Cakeboard mit weißem Fondant und räume einen Teil der Arbeitsfläche für die folgenden Arbeiten frei.

21:00 Endlich beginne ich damit, die Kuchen zu überziehen und stelle fest, dass mein Rollstab kaputt ist. Muss es eben ohne gehen. Den großen Kuchen überziehe ich erst mit weißem Fondant, dann kommt ein lila Deckchen drauf. Stäbchen zum Abstützen nicht vergessen. Die kleine Platte für den oberen Teil drauflegen.






22:00 Ich überziehe den kleinen Kuchen und stelle ihn auf den großen. Er wird mit einem langen Stab fixiert.

22:15 Ich drücke Perlen in das Rautenmuster auf dem kleinen Kuchen.

22:30 Ich drücke immer noch Perlen in das Rautenmuster auf dem kleinen Kuchen.

22:45 Ich modelliere die Schleife und das Rüschenband und schneide die Kreuze aus und klebe sie auf den Rand.

23:00 Mein Mann geht genervt (und vernachlässigt und MINDESTENS ein bisschen beleidigt) ins Bett. 

23:15 Ich forme kleine Kugeln für die untere Umrandung.

23:30 Ich forme immer noch kleine Kugeln für die untere Umrandung.

23:45 Die Küche ist ein Schlachtfeld und die Torte FEEERTIG! 

24:00 Ich habe noch schnell die Reste verpackt, verschweißt oder eingetuppert und lese noch ein bisschen.




Mein Fazit: Ich hatte nicht wirklich Stress und der wirkliche Supergau ist ausgeblieben, ich war aber einen ganzen Tag beschäftigt. Die mehrtägige Variante sagt mir mehr zu.

Die Rezepte:

Vanille-Boden
superschnelles Lemon Curd und Zitronen Buttercreme

Bis bald!

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