Die Torte, die es nicht geben sollte


Heute möchte ich euch eine tolle Torte mit einer traurigen Geschichte vorstellen. Auch wenn sie nie gebacken wurde, hat sie es meiner Meinung nach trotzdem verdient, mal hergezeigt zu werden.

Alles hat im Juli begonnen, als eine Freundin mich gefragt hat, ob ich für sie eine Hochzeitstorte backen würde. Ich hab natürlich "ja" gesagt. Das Thema hat mir gleich gefallen: romantisch-gothisch sollte sie sein. Dann gab's den ersten Rückschlag: das Bild der "Traumtorte" war eine sechsstöckige Monstrosität mit verschobenen Lagen und Plastikelfen.

Nach einem längeren Gespräch, in dem ich z.B. erklärt habe, dass man für 30 Personen keine 6 Stockwerke braucht, haben wir uns dann auf ein etwas gemäßigteres dreistöckiges Modell (20, 26 und 32cm Durchmesser, über 15cm Höhe der einzelnen Schichten) geeinigt und ich habe eine Skizze angefertigt. Meine Zeichenkünste sind zwar nicht die allerbesten, aber ich denke, man konnte sich eine gute Vorstellung machen.

Die Torte sollte weiß eingedeckt werden. Die Deko sollten schwarze Perlen, schwarze Rosen mit Ranken und als Kontrast rote Rosen werden. Das Samt-Muster des unteren Stockwerks war ein expliziter Wunsch der Braut, der meine Marzipantorte mit diesem Muster sehr gut gefallen hatte. Insgesamt war ich dann echt zufrieden mit dem Ergebnis, die Braut auch.

Dann ging es um den Inhalt. Geplant waren Schokoladentorte, Sachertorte und Zitronentorte. Ich habe dann auch extra mehrfarbige Böden für die Zitronentorte probegebacken.

Dann ging es an ein Thema, dass ich zwar nicht mag, das aber sehr wichtig ist: die Finanzen. Ich backe ja leider nicht professionell. Meine Torten sind oft Geschenke oder Gefallen für Familie und Freunde. Da große, aufwändige Torten meist auch recht hohe Materialkosten haben, lasse ich mir teilweise aber auch das Material stellen. Ich schenke gerne die stundenlange Arbeit und Liebe, die ich in die Torten gesteckt habe, den finanziellen Teil kann ich aber leider nicht stemmen. Auch in diesem Fall habe ich zuvor eine Größenordnung der Materialkosten genannt und das Ok bekommen. Mit der genauen Planung konnte ich dann auch einen genaueren "Kostenvoranschlag" machen (der in etwa dem abgesprochenen Betrag entsprochen hat). Die Reaktion war, dass das schon ein bisschen viel sei. ????? Bitte? Ich will doch nur kein Minus machen! Ich verdiene doch nichts daran! Wer eine aufwendige Torte möchte, kann nicht damit rechnen, dass das Material einen Zehner kostet! Ich habe dann erklärt, wie die Materialkosten zustande kommen, dass allein Schokolade und Fondant für so eine Torte einen Batzen Geld kosten. 

Tja. Dann hab ich wochenlang kein Wort mehr gehört. Ein paar Wochen vor der Hochzeit habe ich dann eine Mail geschickt, und gefragt, was jetzt los ist. Wieder keine Antwort. Schließlich hab ich geschrieben, dass mir die Lust vergangen ist und ich leider absagen muss.

Heute war die Hochzeit. Ich habe bis dato nichts gehört. Traurig. Das hat die Torte nicht verdient.

Ergänzung:
Auf diesen Beitrag hier habe ich eine Reaktion bekommen. Die Hochzeit hat nie stattgefunden. Das tut mir sehr leid. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich mich vielleicht nicht ganz so geärgert...

Bis bald!

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